Die Geschichte der FF Hitzacker - 1930-1950

Am 26.08.1930 wurde die Motorspritze abgenommen. Der Zweizylinder- Zweitaktmotor "Goliath 2" mit einer Leistungsfähigkeit von 800 - 1000 Litern pro Minute wurde von der Magirus AG geliefert, und konnte hinter jedes beliebiges Auto gehängt und gezogen werden.

Die Trockenprobe ergab in 8 Sekunden eine Saugfähigkeit von 8,44m. Bei der nächsten Probe, die beim Waldfrieden vorgenommen wurde, war eine tatsächliche Förderhöhe von 20m zu überwinden. Das Wasser war nach dem Aufstellen der Ansaugvorrichtungen innerhalb von 6 Sekunden in die Spritze eingetreten. Bei freiem Auslauf mit einem 75mm Schlauch und einem 23mm Mundstück wurden 844 Liter in der Minute, mit vergrößertem Mundstück eine Minutenleistung von 1100 Litern erzielt. Nun wurde eine 75mm Leitung zum Hotel Waldfrieden hinaufgelegt, hier das Verteilungsstück angesetzt und aus 3 Röhren gleichzeitig Wasser gegeben. Die Leistungen waren überraschend.
Bei guter Pflege und sachgemäßer Behandlung würde die Leistung der Spritze unverändert gut bleiben. Die Übergabe erfolgte in Gegenwart des Landtages, des Kreisinspektors und des Bürgermeisters Stahlbock sowie der Magistratsmitglieder.
Nach der Abnahme durch den Vertreter der Landschaftlichen Brandkasse, Herrn Ingenieur Ewald und dem Kreisbrandmeister übergab der Bürgermeister die Motorspritze mit zu Herzen gehenden Worten der Freiwilligen Feuerwehr Hitzacker zur Bedienung und dankte, auch besonders unserem Hauptmann, für unermüdliche Arbeit und Fördern des Feuerlöschwesen.

Am 30.11. fand die Führertagung des Kreises Dannenberg unter Leitung des Kreisbrandmeisters Großwald in Hitzacker statt. Mittlerweile verfügte der Landkreis über 17 Freiwillige Feuerwehren und 11 Pflichtfeuerwehren mit insgesamt 500 Mitgliedern.
An Löschgeräten waren vorhanden: je eine Motorspritze in Dannenberg, Wietzetze und Hitzacker, 27 bespannbare Handdruckspritzen, acht kleine Abprotzspritzen und 5 700 m Schlauchleitung.

Am 19.01.1931 brannte der 30m lange Holzschuppen des Zimmermeisters Hermann Martens in Hitzacker.
Am 01.03. wurde der Kreisverband Dannenberg der freiwilligen feuerwehren gegründet. Kreisbrandmeister Großwald wurde 1. Vorsitzender und u.a. wurde der Hitzackeraner Hauptmann Carl Ludolphs Beisitzer in diesem Verband.
04.04. Großbrand in Bohnenburg. Zehn strohgedeckte Gebäude, Mobiliar, Maschinen und Erntevorräte, ein Pferd und 17 Schweine wurden ein Opfer der Flammen.
01.06. Scheunenbrand beim Gärtner Trinke in Marwedel.
03.08. Nach Brandstiftung durch einen dort Beschäftigten Kuhhirten, brennt beim Bauern Köster in Marwedel die Scheune nieder. Die Wehren aus Harlingen, Marwedel und Wietzetze waren mit im Einsatz.

Auf der Generalversammlung am 25.01. 1932 beklagte sich der Kreisbrandmeister darüber, daß noch kein Auto für die Motorspritze angeschafft wurde. Da die Stadt hierfür kein Geld hatte, sollte versucht werden die alte Spritze zu verkaufen.

Hintergrundinfo:
Kreis Lüchow und Kreis Dannenberg werden zum Kreis Dannenberg, mit Sitz in Dannenberg, zusammengelegt (01.10.1932). Tatsächlich wurde der Landkreis erst 1951 umbenannt in "Landkreis Lüchow-Dannenberg". Aus dieser Zeit stammen somit auch die Begriffe: "Nord- und Südkreis"

Am 19.01. 1933 war die Wehr 3,5 Stunden bei einem Brand in Bitter im Einsatz.

Am 31.05.1934 wurde die "Feuerwehr Marwedel" aufgelöst und als "Spritzenzug Marwedel" der Wehr Hitzacker angegliedert. Am 26.10.1934 wurde dann ein Auto für die Motorspritze angeschafft.

Im Jahre 1935 wurde in Hitzacker die zentrale Wasserleitung erstellt. Durch die Hydranten wurden die beiden Handdruckspritzen überflüssig, sie sollten verkauft, und dafür eine mechanische Leiter angeschafft werden.

Im Jahr 1936 brauchte die Wehr zu keinen Einsätzen ausrücken.
Im Februar wurden es 4 Jahre, in denen die Wehr kein großes Feuer erlebt hat.

10.08. 1937 Gebäudebrand in Bitter
18.12. Brand der Holztrocknerei der Fa. Franz Siegfried.

Auch in der straff organisierten Zeit des Dritten Reiches unterliefen Fehler.
Am 12.01. 1938 wurde der Minimaxstosstrupp zu einem kleinen Schornsteinbrand zu dem Gustav Burmeisterschem Hause gerufen. Die Kameraden Adolf Michaelis und Georg Busse eilten sofort zur Brandstelle. Da die Apparate nicht gefüllt waren, wurde der “Minimax” des Apothekers Güssow in Tätigkeit gesetzt. Etwas später traf Kamerad Fr. Schossig mit einem Gerät ein, brauchte aber nicht mehr in Tätigkeit treten.

01.04. Wilhelm Bartels wird Hauptmann und Karl Griebel sein Stellvertreter.
In den Aufzeichnungen wird hier auch der seinerzeitige Oberfeuerwehrmann Friedrich Huschmann als Gerätewart erwähnt. (Der aufmerksame Leser wird später diesen Hinweis nachvollziehen können)
15.08. Durch Blitzschlag entstandener Scheunenbrand bei Bauer Schröder in Seerau.
19.08. Großfeuer in Kaarßen. Durch schlechte Löschwasserverhältnisse fielen ein Wohnhaus, zwei Scheunen und zwei Schweineställe den Flammen zum Opfer.
Nachbargebäude, unter anderem eine Kirche, wurden beschädigt.
22.09. Es brannten in Bitter die Scheune von Gehrke und das benachbarte Wohnhaus und die Scheune von Ernst Haul. Die Wehr konnte nicht voll in Einsatz treten, da die Motorspritze nicht ansprang.
01.10. Karl Griebel wird Wehrführer und u.a. wird Friedrich Huschmann Zugführer.

Hintergrundinfo:
Am 23. November 1938 trat das für das gesamte Deutsche Reich gültige „Gesetz über das Feuerlöschwesen“ in Kraft. Das NS-Regime unterstellte mit diesem Gesetz die Feuerwehren als technische Polizeitruppe der Zuständigkeit des Reichsministers des Innern. Damit einhergehend war die Umbenennung der Berufsfeuerwehr in Feuerschutzpolizei verbunden. Die Freiwillige Feuerwehr hatte den Status einer Hilfspolizeitruppe.

Eine der schwersten Brandkatastrophen der letzten Zeit ereignete sich am 09.06.1939 in Langendorf. Zusammen mit der Langendorfer Wehr, den Wehren der Umgebung und den motorisierten Feuerwehren Dannenberg, Breese i.d.Marsch, Jameln und Lüchow kämpfte die Wehr Hitzacker gegen die Gewalt des auf immer mehr Gebäude übergreifenden Feuers. Das Wasser musste aus der Elbe herangeführt werden.
Trotz aller Anstrengungen der Wehren brannten 16 Gebäude nieder.

Und in der Nacht vom 29. zum 30. November - kurz nach diesem großen Schadensfall- kam schon die nächste Katastrophe. Ein aus Richtung Uelzen kommender Eisenbahnzug stieß in voller Fahrt mit einem Zug im Bahnhof Karwitz zusammen.
An der Unglücksstelle hatten sich die beiden schweren Eisenbahnlokomotiven ineinander verkeilt., am Bahndamm ein Gewirr von zerschmetterten Waggons. Über die Lokomotiven hatte sich ein D-Zug-Waggon geschoben, der, wie mehrere Güterwagen, Feuer gefangen hatten. Dazwischen verletzte und tote Menschen.
Die Wehren führten Wasser über lange Wege heran, um die brennenden Schienenfahrzeuge zu löschen und um Menschen zu retten.
In dem heillosen Durcheinander setzte mit den Feuerwehren, der Reichsbahn, der Gendarmarie, dem deutschen Roten Kreuz und Ärzten eine der schwersten Rettungs- und Bergungsaktionen ein, vor die unsere Kräfte jemals gestellt waren. Bei mehreren Verletzten, darunter ein eingeklemmter Lokomotivführer, erlosch das Leben während der Rettungsversuche. In dem aus Uelzen kommenden Güterzug saßen in einem hinter der Lok angehängten D-Zug-Wagen vom Westwall kommende Fronturlauber aus unserer engeren Heimat. Dreizehn Soldaten fanden kurz vor ihren Heimatorten den Tod, mehrere wurden Verletzt.

Wer in der Zeit von 1940 bis 1945, von wann bis wann, tatsächlich die Wehr geführt hat ist leider nicht mehr nachvollziehbar.

Der 2. Weltkrieg war 1945 zu Ende, die Besatzungsmächte trafen nun die Anordnungen. Die Entnazifizierung setzte ein, die Feuerwehren wurden als militärische Organisation angesehen, viele Wehrführer wurden abgesetzt und die Wehrstärke begrenzt. Fahrzeuge und Geräte waren durch Kriegswirren verloren gegangen.
Viele Kameraden hatten an der Front oder in der Heimat ihr Leben verloren, andere waren durch schwere Verwundungen nicht mehr einsatzfähig oder hofften in der Gefangenschaft auf eine Rückkehr. Doch fanden sich wieder Männer, die Wehr wieder aufzubauen.
Friedrich Huschmann war im Amt geblieben und wurde von den Alliierten als Ortsbrandmeister eingesetzt.

01.11.1946 Gründung Land "Niedersachsen"

Im Februar 1947 wurde die Wehr über die Zonengrenze nach Herrenhof alarmiert.
Bei völliger Dunkelheit musste die zugefrorene Elbe überquert werden, doch konnte die Motorspritze wegen der großen Kälte nicht eingesetzt werden.
Im August wurde ein durch Sprengung von Munitionsresten entstandenerer Waldbrand bei Bahrendorf gelöscht.

Am 21.01. 1948 fand ein Kameradschaftsabend mit Damen statt.

Im Jahr 1949 war die Wehr zu folgenden Einsätzen: Im Januar Brand im Kalksandsteinwerk Thießau, im April Waldbrand auf dem Meeschenberg, im Juli Brand auf dem Lagerplatz der Fa. Baumann und Burmeister und im Oktober Waldbrand in der Göhrde.

16.01. 1950 Bei der 1. Versammlung nach dem 2. Weltkrieg wird Friedrich Huschmann zum Ortsbrandmeister und Wilhelm Schulz zu seinem Stellvertreter gewählt.
Zu dieser Zeit standen der Wehr, zwei Motorspritzen, eine Handdruckspritze und zwei Mannschaftswagen zur Verfügung.
12.08. Brandbekämpfung in Tollendorf.
23.08. Brandbekämpfung in Thunpadel.
Am 18.11. feierte die Wehr ihr 40 jähriges Bestehen.
13 Gründungsmitglieder konnten an der Feier teilnehmen. Durch 15 Neuzugänge könnte die Wehr sich wesentlich verstärken.